Unterversicherungsverzicht

Wie greift eine Unterversicherungsklausel in der Wohngebäudeversicherung oder wann ist eine feste Versicherungssumme sinnvoll (oder riskant)?

⚠️ Was ist Unterversicherung – und warum ist sie riskant?

Eine Unterversicherung liegt vor, wenn die vereinbarte Versicherungssumme (z. B. auf Basis eines zu niedrigen Wert 1914) niedriger ist als der tatsächliche Wiederaufbauwert des Gebäudes.

🔍 Beispiel:

  • Wiederaufbaukosten deines Hauses real: 500.000 €
  • Versicherter gleitender Neuwert: nur 400.000 €
    → Unterversicherung = 20 %

Wenn es nun z. B. zu einem Teilschaden von 100.000 € kommt, zahlt der Versicherer nur anteilig, also:

100.000 € × (400.000 / 500.000) = 80.000 €

Du trägst also 20.000 € selbst, obwohl du versichert bist – das ist der Unterversicherungseinwand.

✅ Wie kann man Unterversicherung vermeiden?

1. Gleitende Neuwertversicherung (Empfehlung)

✔️ Wenn der Wert 1914 korrekt ermittelt wurde, sichert die gleitende Neuwertversicherung immer den aktuellen Wiederherstellungswert ab – automatisch angepasst über den Baupreisindex.
📌 In diesem Fall wird kein Unterversicherungseinwand erhoben.

🔒 Meist gibt es zusätzlich eine „Unterversicherungsverzichts-Klausel“, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt – etwa durch Verwendung eines Wertermittlungsbogens des Versicherers.

2. Feste Versicherungssumme (Fixwertversicherung)

Statt des Wert 1914 wird eine konkrete Summe (z. B. 400.000 €) als maximale Entschädigung festgelegt.

Risiko: Diese Summe bleibt fix – egal, wie sich die Baupreise entwickeln.
→ Führt möglicherweise zu schleichender Unterversicherung bei Baukostensteigerung.

Nur sinnvoll, wenn:

  • Gebäude genau bewertet wurde (z. B. durch Sachverständigen) und
  • Versicherungssumme regelmäßig aktualisiert wird
3. Neuwertversicherung mit Unterversicherungsverzicht

Einige Versicherer verzichten explizit auf die Prüfung der Unterversicherung, wenn z. B.:

  • die Wohnfläche korrekt angegeben wurde
  • ein bestimmter Betrag pro m² versichert wurde (z. B. 2.000 €/m²)

Das ist eine Art „Pauschalmodell“, bei dem du z. B. sagst:
🏠 150 m² × 2.000 €/m² = 300.000 € Versicherungssumme
→ Versicherer verzichtet auf Unterversicherung, wenn Fläche korrekt ist.

📝 Fazit
ModellVorteileRisiken
Gleitender Neuwert (Wert 1914)Automatische Anpassung, sicherster SchutzNur korrekt, wenn Ausgangswert 1914 stimmt
Feste VersicherungssummeEinfach, verständlichGefahr der Unterversicherung bei Inflation
Unterversicherungsverzicht (pauschal)Guter Kompromiss, planbarErfordert korrekte m²-Angabe